- Vor Tausenden von Jahren waren griechische und römische Statuen mit Farbe bedeckt. In der Wanderausstellung "Gods In Colour" werden sie nach dem neuesten Stand der Technik so nachgebildet, wie sie ursprünglich ausgesehen haben.
- "Götter in Farbe": Polychromie in der Antike
- Der sorgfältige Prozess
- Die Endergebnisse
Vor Tausenden von Jahren waren griechische und römische Statuen mit Farbe bedeckt. In der Wanderausstellung "Gods In Colour" werden sie nach dem neuesten Stand der Technik so nachgebildet, wie sie ursprünglich ausgesehen haben.
Gefällt dir diese Galerie?
Teilt es:
Reiner weißer Marmor. Dies ist der vermutete Look, den antike griechische und römische Künstler anstrebten - und was wir in Museen auf der ganzen Welt sehen. Aber täuschen uns unsere Lehrbücher - sogar unsere eigenen Augen?
Mark Abbe, Professor für antike Kunst an der University of Georgia, nennt den Mythos des Weiß in der klassischen Skulptur "eine Lüge, die uns allen am Herzen liegt". Die Vorstellung, dass die alten Römer und Griechen helle Farben hassten, sei "das häufigste Missverständnis über die westliche Ästhetik in der Geschichte der westlichen Kunst".
Wie der Archäologe Vinzenz Brinkmann in den 1980er Jahren feststellte, als er kleine Farbflecken auf antiken griechischen Skulpturen bemerkte, war es in der Antike der letzte Schrei, weißen Marmor mit heller Farbe zu überziehen. Die Venus des griechischen Mythos war schließlich nicht knochenweiß; Sie hatte eine pink-pfirsichfarbene Haut, leuchtend rote Lippen und bunte Iris.
Der Mythos des Weißs festigte sich in der neoklassizistischen Ära der bildenden Kunst - von etwa 1760 bis 1830 - als die antike Kunst und Kultur eine Wiederbelebung erlebten. Und tatsächlich wurde die weiße Marmorform wiederbelebt. Indem sie Bildhauer meiden, können Bildhauer der Renaissance ihre technischen Fähigkeiten unter Beweis stellen.
Vinzenz Brinkmann und seine Frau, die Archäologin Ulrike Koch-Brinkmann, diskutieren die Polychromie der antiken Skulptur.Die Ausstellung "Gods In Colour", die in München begann und dann um die Welt tourte, soll diese Denkweise brechen. Dank neuer Untersuchungsmethoden konnten die Wissenschaftler die Farben, mit denen alte Marmorkunst verwendet wurde, immer genauer erfassen.
"Götter in Farbe": Polychromie in der Antike
Die Ausstellungsstücke in "Gods In Colour" sind Gipsnachbildungen griechischer und römischer Skulpturen, die in enger Annäherung an ihre ursprünglichen Farbtöne gemalt wurden. Die Untersuchung kleiner Flocken des verbleibenden Pigments auf den Kunstwerken bestimmte die Palette.
Um Reproduktionen zu schaffen, werden die Skulpturen zuerst mit bloßem Auge betrachtet, dann unter der Kontrolle von UV-Lampen. Das Licht muss aus einem niedrigen Winkel kommen, fast parallel zur Oberfläche. Dieser Trick bringt Details hervor, die sonst nicht zu sehen oder zu analysieren wären.
Das Ergebnis ist eine erstaunliche Gegenüberstellung von Realitäten: Was wir einmal angenommen haben und was die Wissenschaft uns sagt, ist wahr.
"Gods In Colour" war in Deutschland, Spanien, der Türkei, Mexiko und den USA und verzeichnete weltweit mehr als zwei Millionen Besucher.
Der sorgfältige Prozess
In der Antike verwendete Farbpigmente alterten nicht auf die gleiche Weise. Ocker ist bald verblasst, während Pigmente wie Rot und Blau, die aus Mineralien stammen, viele Jahrhunderte bleiben können.
Liebieghaus Skulpturensammlung
Paris, das Bein des Bogenschützen unter UV-Beleuchtung zeigt ein Harlekinmuster.
Ultraviolettes Licht liefert den ersten Hinweis auf Farbe und Muster, die für das bloße Auge möglicherweise unsichtbar sind. Die Pigmentspuren werden dann anhand ihres Verblassens identifiziert und anhand dessen, was wir bisher darüber wissen, wie diese Farbstoffe auf Erosion reagieren.
Das Anwenden dieser Techniken ist ein langwieriger Prozess, der noch länger dauert, wenn der Skulptur integrale Teile fehlen, die rekonstruiert werden müssen.
Künstler müssen andere Kunstwerke und historische Texte konsultieren, um diese Accessoires naturgetreu wiederzugeben. Dieser Vorgang wird auch für mehrere Bereiche der Statuen wiederholt, um sicherzustellen, dass in ihren Darstellungen nichts auffällig fehlerhaft ist.
Bei den Rekonstruktionen werden nur Farben verwendet, die bei Untersuchungen eindeutig identifiziert werden konnten. Einige Abschnitte bleiben weiß (oder Bronze, da einige alte Bronzestatuen ebenfalls gemalt zu sein scheinen).
Bei den beiden Riace Warriors besteht die sonnengebräunte Haut tatsächlich aus Schichten aus verdünntem Asphaltlack mit etwas eingemischtem rotem Pigment. Dies hilft auch bei der Tiefe und setzt sich in den Konturen der Körperform ab. Kontrastierendes Kupfer macht ihre Brustwarzen und Lippen.
Liebieghaus SkulpturensammlungDie Strumpfhose am Bein des Bogenschützen im Detail rekonstruiert.
Die Endergebnisse
Einige mögen immer noch über die Idee der Polychromie in der antiken Skulptur diskutieren. Die Kuratoren der Ausstellung geben sogar zu, dass diese Bilder unsere Sinne stören können. Zugegebenermaßen haftet Farbe nicht und reflektiert das Licht auf Gipsreproduktionen nicht ganz gleich.
Die bloße Vorstellung, dass antike griechische und römische Statuen viel bunter waren als wir einst dachten, ist der vollständigen historischen Genauigkeit einen Schritt näher gekommen.