- Frank Fournier, der Omayra Sánchez nach einem verheerenden Vulkanausbruch fotografierte, erinnerte sich später daran, dass er sich "vor diesem kleinen Mädchen, das mit Mut und Würde dem Tod gegenüberstand, völlig machtlos fühlte".
- Die Armero-Tragödie
- Die gescheiterte Rettung von Omayra Sánchez
- Empörung in der Folge
Frank Fournier, der Omayra Sánchez nach einem verheerenden Vulkanausbruch fotografierte, erinnerte sich später daran, dass er sich "vor diesem kleinen Mädchen, das mit Mut und Würde dem Tod gegenüberstand, völlig machtlos fühlte".
Im November 1985 wurde die kleine Stadt Armero in Kolumbien von einer massiven Schlammlawine überschwemmt, die durch den Ausbruch eines nahe gelegenen Vulkans verursacht wurde. Die dreizehnjährige Omayra Sánchez wurde in einem riesigen Bottich aus Trümmern und halshohem Wasser begraben. Rettungsbemühungen waren erfolglos und nach drei Tagen, die bis zu ihrer Taille im Schlamm gefangen waren, starb der kolumbianische Teenager.
Der französische Fotograf Frank Fournier, der bis zu ihrem letzten Atemzug an der Seite des sterbenden Mädchens blieb, hielt ihre schreckliche Tortur in Echtzeit fest.
Dies ist die tragische Geschichte von Omayra Sánchez.
Die Armero-Tragödie
Bernard Diederich / Die LIFE-Bildersammlung / Getty Images / Getty Images Der Ausbruch des nahe gelegenen Vulkans Nevado del Ruiz und der anschließende Schlammlawine forderten in der Stadt Armero über 25.000 Todesopfer.
Der Vulkan Nevado del Ruiz in Kolumbien, auf einer Höhe von 17.500 Fuß über dem Meeresspiegel, hatte seit den 1840er Jahren Anzeichen von Aktivität gezeigt. Bis September 1985 war das Zittern so stark geworden, dass es die Öffentlichkeit alarmierte, hauptsächlich Einwohner in nahe gelegenen Städten wie Armero, einer Stadt mit 31.000 Einwohnern, die etwa 30 Meilen östlich des Vulkanzentrums lag.
Am 13. November 1985 brach der Nevado del Ruiz aus. Es war eine kleine Explosion, die zwischen fünf und zehn Prozent der Eiskappe schmolz, die den Arenas-Krater bedeckte, aber es genügte, um einen verheerenden Lahar oder Schlammfluss auszulösen.
Mit einer Geschwindigkeit von ungefähr 40 km / h erreichte der Schlammstrom Armero und bedeckte 85 Prozent der Stadt mit dickem, schwerem Schlamm. Die Straßen, Häuser und Brücken der Stadt wurden zerstört und von Schlammströmen bis zu einer Meile Breite verschlungen.
Die Flut hat auch Bewohner gefangen, die versuchen zu fliehen. Viele von ihnen sind nicht in der Lage, der bloßen Kraft des Schlamms zu entkommen, der in ihre kleine Stadt eindrang.
Chip HIRES / Gamma-Rapho / Getty ImagesDie Hand eines Opfers, das durch den Erdrutsch des Vulkanausbruchs begraben wurde.
Während einige das Glück hatten, nur Verletzungen zu erleiden, kamen die meisten Einwohner der Stadt ums Leben. Bis zu 25.000 Menschen starben. Nur ein Fünftel der Bevölkerung von Armero überlebte.
Trotz der unglaublichen Verwüstung würde es Stunden dauern, bis die ersten Rettungsbemühungen begannen. Dies ließ viele - wie Omayra Sánchez - lange, schreckliche Todesfälle ertragen, die unter dem Schlamm gefangen waren.
Die gescheiterte Rettung von Omayra Sánchez
In dieser spanischsprachigen Nachrichtensendung von 1985 spricht Omayra Sánchez mit Reportern, während sie fast im schlammigen Wasser ertrinkt.Der Fotojournalist Frank Fournier kam zwei Tage nach dem Ausbruch in Bogotá an. Nach einer fünfstündigen Fahrt und einem zweieinhalbstündigen Spaziergang erreichte er schließlich Armero, wo er die Rettungsbemühungen vor Ort festhalten wollte.
Aber als er dort ankam, waren die Bedingungen viel schlechter als er gedacht hatte.
Anstelle einer organisierten, fließenden Operation, um viele der noch unter Trümmern gefangenen Bewohner zu retten, stieß Fournier auf Chaos und Verzweiflung.
„Überall waren Hunderte von Menschen gefangen. Die Retter hatten Schwierigkeiten, sie zu erreichen. Ich konnte Leute um Hilfe schreien und dann schweigen hören - eine unheimliche Stille “, sagte er der BBC zwei Jahrzehnte nach der schrecklichen Katastrophe. "Es war sehr eindringlich."
Inmitten des Chaos brachte ihn ein Bauer zu einem kleinen Mädchen, das Hilfe brauchte. Der Bauer erzählte ihm, dass das Mädchen seit drei Tagen unter ihrem zerstörten Haus gefangen war. Sie hieß Omayra Sánchez.
Jacques Langevin / Sygma / Sygma / Getty Images Zerstörung der Stadt Armero, Kolumbien nach dem Ausbruch des Nevado del Ruiz.
Freiwillige des Roten Kreuzes und Anwohner versuchten, sie herauszuziehen, aber etwas unter dem Wasser, das sie umgab, hatte ihre Beine festgenagelt und sie unfähig gemacht, sich zu bewegen.
In der Zwischenzeit wurde das Wasser, das Sánchez verschlang, immer höher, was teilweise auf anhaltende Regenfälle zurückzuführen war.
Als Fournier sie erreichte, war Sánchez zu lange den Elementen ausgesetzt gewesen, und sie begann, ins Bewusstsein und aus dem Bewusstsein zu schweben.
"Ich werde ein Jahr verpassen, weil ich seit zwei Tagen nicht mehr zur Schule gegangen bin", sagte sie dem Tiempo- Reporter German Santamaria, der ebenfalls an ihrer Seite war. Sánchez bat Fournier, sie zur Schule zu bringen; Sie hatte Angst, zu spät zu kommen.
Tom Landers / The Boston Globe / Getty Images Omayra Sánchez starb, nachdem er mehr als 60 Stunden unter Schlamm und Trümmern verbracht hatte.
Die Fotografin spürte, wie ihre Kraft nachließ, als wäre der Teenager bereit, ihr Schicksal zu akzeptieren. Sie bat die Freiwilligen, sich ausruhen zu lassen, und bat ihre Mutter um Adiós.
Drei Stunden nachdem Fournier sie gefunden hatte, starb Omayra Sánchez.
Die New York Times berichtete entsprechend über die Nachricht von Sánchez 'Tod:
Als sie heute um 9:45 Uhr starb, warf sie sich rückwärts ins kalte Wasser, streckte den Arm aus und nur Nase, Mund und ein Auge blieben über der Oberfläche. Jemand bedeckte sie und ihre Tante mit einer blau-weiß karierten Tischdecke.
Ihre Mutter, eine Krankenschwester namens Maria Aleida, erhielt die Nachricht vom Tod ihrer Tochter während eines Interviews mit Caracol Radio .
Sie weinte lautlos, während Radiomoderatoren die Zuhörer aufforderten, sich aus Respekt vor dem tragischen Tod des 13-Jährigen einem Moment der Stille anzuschließen. Ähnlich wie ihre Tochter zeigte Aleida nach ihrem Verlust Stärke und Mut.
Bouvet / Duclos / Hires / Getty ImagesDie tödlich weiße Hand von Omayra Sánchez.
"Es ist schrecklich, aber wir müssen über die Lebenden nachdenken", sagte Aleida und bezog sich auf Überlebende wie sie und ihren 12-jährigen Sohn Alvaro Enrique, die während der Katastrophe einen Finger verloren hatten. Sie waren die einzigen Überlebenden ihrer Familie.
„Als ich die Bilder machte, fühlte ich mich vor diesem kleinen Mädchen, das mit Mut und Würde dem Tod gegenüberstand, völlig machtlos“, erinnerte sich Fournier. "Ich hatte das Gefühl, dass ich mich nur richtig melden konnte… und hoffe, dass dadurch Menschen mobilisiert werden, die denen helfen, die gerettet und gerettet wurden."
Fournier bekam seinen Wunsch. Sein Foto von Omayra Sánchez - schwarzäugig, durchnässt und lebenslänglich - wurde einige Tage später in der Zeitschrift Paris Match veröffentlicht. Das eindringliche Bild brachte ihm 1986 das Weltpressefoto des Jahres ein - und löste öffentliche Empörung aus.
Empörung in der Folge
Bouvet / Duclos / Hires / Gamma-Rapho / Getty Images „Sie konnte spüren, dass ihr Leben vor sich ging“, sagte der Fotojournalist Frank Fournier, der Sánchez in ihren letzten Augenblicken fotografierte.
Der gut dokumentierte langsame Tod von Omayra Sánchez verwirrte die Welt. Wie könnte ein Fotojournalist einfach da stehen und ein 13-jähriges Mädchen sterben sehen?
Fourniers ikonisches Foto von Sanchez 'Leiden war so beunruhigend, dass es eine internationale Gegenreaktion gegen die praktisch nicht existierenden Rettungsbemühungen der kolumbianischen Regierung auslöste.
Zeugenaussagen von freiwilligen Rettungskräften und Journalisten vor Ort beschrieben eine völlig unzureichende Rettungsaktion, die sowohl an Führung als auch an Ressourcen gänzlich fehlte.
In Sánchez 'Fall hatten die Retter nicht die Ausrüstung, um sie zu retten - sie hatten nicht einmal eine Wasserpumpe, um das aufsteigende Wasser um sie herum abzulassen.
Bouvet / Duclos / Hires / Gamma-Rapho / Getty Images Mindestens 80 Prozent der Kleinstadt waren unter der Flut von Schlamm und Wasser durch den Ausbruch verschwunden.
Später würde sich herausstellen, dass Omayra Sánchez 'Beine von einer Ziegelsteintür und den Armen ihrer toten Tante unter Wasser gefangen waren. Aber selbst wenn sie das früher herausgefunden hatten, hatten die Retter immer noch nicht die schwere Ausrüstung, die nötig war, um sie herauszuziehen.
Berichten zufolge sahen Journalisten vor Ort nur wenige Freiwillige des Roten Kreuzes und Zivilschutzbeamte sowie Freunde und Familien von Opfern, die durch den Schlamm und die Trümmer fuhren. Keine der 100.000 Mann starken kolumbianischen Armee oder der 65.000 Mitglieder starken Polizei wurde entsandt, um sich den Rettungsbemühungen vor Ort anzuschließen.
General Miguel Vega Uribe, Kolumbiens Verteidigungsminister, war der ranghöchste für die Rettung zuständige Beamte. Während Uribe die Kritik anerkannte, argumentierte er, dass die Regierung alles tat, was sie konnte.
"Wir sind ein unterentwickeltes Land und haben keine solche Ausrüstung", sagte Uribe.
Der General erklärte auch, dass Truppen, wenn sie eingesetzt worden wären, aufgrund des Schlamms nicht durch das Gebiet hätten gelangen können, und reagierte auf die Kritik, dass die Truppen den Umfang des Schlammflusses hätten patrouillieren können.
Wikimedia CommonsDas eindringliche Foto von Omayra Sánchez, aufgenommen von Frank Fournier. Das Foto löste nach ihrem Tod eine globale Gegenreaktion aus.
Die für die Rettungsaktion zuständigen Beamten bestritten auch Aussagen ausländischer Diplomaten und freiwilliger Rettungskräfte, dass sie Angebote von Teams ausländischer Experten und anderer ausländischer Hilfe für die Operation abgelehnt hätten.
Während offenbar einige befreundete Länder Hubschrauber schicken konnten - die effizienteste Möglichkeit, Überlebende zu improvisierten Triage-Zentren in nahe gelegenen Städten zu transportieren, die vom Vulkan nicht betroffen waren - und mobile Krankenhäuser zur Behandlung der Verletzten errichteten, war es bereits zu spät.
Viele von denen, die das Glück hatten, die schreckliche Naturkatastrophe zu überleben, erlitten schwere Verletzungen an Schädeln, Gesichtern, Brust und Bauch. Mindestens 70 Überlebende mussten sich aufgrund der Schwere ihrer Verletzungen einer Amputation unterziehen.
Der öffentliche Aufschrei über Omayra Sánchez 'Tod löste auch eine Debatte über den vulturistischen Charakter des Fotojournalismus aus.
"Es gibt Hunderttausende von Omayras auf der ganzen Welt - wichtige Geschichten über die Armen und Schwachen, und wir Fotojournalisten sind da, um die Brücke zu schlagen", sagte Fournier über die Kritik. Die Tatsache, dass die Menschen das Foto auch Jahrzehnte nach seiner Aufnahme immer noch als äußerst störend empfinden, zeigt Omayra Sánchez '„dauerhafte Kraft“.
"Ich hatte Glück, dass ich als Brücke fungieren konnte, um Menschen mit ihr zu verbinden", sagte er.